10 Fragen an Bewerber*innen bei deutschen Auslandskindergärten
Deutsche Auslandskitas suchen regelmäßig nach deutschsprachigem Personal. Aber was erwarten sich eigentlich Bewerber*innen von deutschen Kindergärten im Ausland? Eine aktuelle Umfrage1 unter 105 Pädagog*innen zeigt, warum sie sich für oder gegen eine Bewerbung entscheiden.
Was ist Deine Motivation, ins Ausland zu gehen?
Auf die Frage, was Bewerber*innen eigentlich ins Ausland zieht, nannten zwei von drei (69 Prozent) Teilnehmer*innen als Hauptgrund, neue Konzepte kennenlernen zu wollen. Es gibt also bei Erzieher*innen, die ins Ausland möchten, ein ernsthaftes und gezieltes Interesse an der eigenen beruflichen Entwicklung. Fast die Hälfte der Teilnehmer*innen (44 Prozent) erklärte, dass keine familiären Verpflichtungen bestünden. Hierbei ist aber nicht nur von jungen Absolvent*innen auszugehen, die (noch) ungebunden sind. Genauso gilt diese Antwort für ungebundene Menschen, deren eigene Kinder schon längst nicht mehr bei den Eltern wohnen. Eine emotionale Bindung zum Wunschzielort gilt für gut ein Drittel (36 Prozent). Ein generelles Interesse an anderen Kulturen hat jede*r sechste Pädagog*in (17 Prozent), der*die ins Ausland möchte. Fast genauso viele (16 Prozent) haben leider den Grund, dass sie in ihrer aktuellen Stelle unzufrieden sind. Eine familiäre Bindung zum Wunschzielort haben sogar 9 Prozent. Die Gründe sind also vielfältig und bei allen Teilnehmer*innen anders.
Muss es unbedingt eine deutschsprachige Auslandskita sein?
Wie wichtig den Bewerber*innen die eigentliche Arbeit in deutscher Sprache ist, beleuchtet die Frage, ob es unbedingt eine deutschsprachige Auslandskita sein soll. Rund zwei Drittel (64 Prozent) möchten auf jeden Fall ins Ausland, egal ob deutscher Auslandskindergarten oder nicht. Das andere Drittel möchte nur auf Deutsch arbeiten. Das ist dahingehend interessant und relevant, dass deutsche Auslandskitas also nicht nur mit Bildungseinrichtungen innerhalb Deutschlands um Pädagog*innen konkurrieren. Demnach sind auch die anderen, nicht-deutschsprachigen Kindergärten im Ausland Konkurrenten im Wettrennen um deutschsprachige Erzieher*innen, die auswandern möchten. Die Fremdsprachenkompetenz und der Wunsch nach einer komplett anderen Arbeitsumgebung sind bei der Mehrzahl der Umfrageteilnehmer*innen stärker als der Drang, unbedingt auf Deutsch arbeiten zu wollen.
Wann planst Du, ins Ausland zu gehen?
Die zeitliche Planung lässt darauf schließen, dass deutsche Auslandskitas Geduld bei der Personalakquise haben müssen. Fast zwei Drittel der Teilnehmer*innen (60 Prozent) warten quasi darauf, dass ihre Traumstelle ausgeschrieben wird. Innerhalb der nächsten 1 bis 2 Jahre möchten 16 Prozent auswandern. Jede*r Zehnte möchte das so schnell wie möglich. Hier sieht man auch das Drama bei der Personalakquise deutscher Kindergärten im Ausland: Die ausgeschriebenen Stellen müssen sehr attraktiv sein, wahrscheinlich attraktiver als die Stellen in Deutschland. Hier waren keine Mehrfachnennungen möglich. Sonstige Restwerte sind zwar interessant, aber, mit jeweils 5 Prozent und weniger, nicht unbedingt aussagekräftig: So hatten diese Minderheiten entweder ein konkretes Datum im Kopf, bereits eine Auslandserfahrung, haben familiäre Planungsfaktoren oder möchten direkt nach dem Abschluss auswandern.
Was könnte Dich von einer Bewerbung abhalten?
Nicht nur die Pull-Faktoren sind wichtig, sondern auch, was Bewerber*innen davon abhält, sich zu bewerben. Wenn das Gehalt nicht stimmt, würden fast drei Viertel der Teilnehmer*innen (73 Prozent) gar nicht erst an eine Bewerbung denken. Diese Antwort war eigentlich zu erwarten, denn der hoher Lebensstandard in Deutschland ist, obwohl Kitapersonal in Deutschland leider regelmäßig eine angemessene Bezahlung erstreiten muss, im globalen Vergleich trotzdem mit dem Gehalt in Deutschland haltbar. In vielen anderen Ländern, sind Erzieher*innengehälter deutlich niedriger als in Deutschland. Fast zwei von drei Teilnehmer*innen (59 Prozent) lassen sich von unsicheren politischen Zuständen im Ausland abschrecken. Ein Drittel (32 Prozent) sieht in eigenen familiären Verpflichtungen einen Hinderungsgrund. Wenn eine Stelle befristet ist, scrollt ein knappes Drittel der potenziellen Bewerber*innen in der Stellenübersicht einfach weiter. Ist die Stellenbeschreibung zu ungenau, macht ein Viertel aller Teilnehmer*innen sich nicht die Mühe, sich zu bewerben. Ein kuscheliger, aber emotionaler Grund lässt jede*r achte*n Bewerber*in (14 Prozent) eine Bewerbung überdenken. „Überzeugungstäter*innen“ sind 7 Prozent der Umfrageteilnehmer*innen: Sie wollen unbedingt ins Ausland. Die Gründe sind — wie bei den Motivationen auch — hier sehr unterschiedlich und auch für jede*n individuell.
Was erwartest Du Dir bei der Bewerbung bei einer deutschen Auslandskita?
Das Wichtigste bei einer Bewerbung bei einem deutschen Auslandskindergarten sind für 77 Prozent der Teilnehmer*innen ein schneller und zuverlässiger Bewerbungsprozess. Dazu gehören Dinge wie Eingangsbestätigungen, Bewerbungsprozessbeschreibungen und das alles pünktlich. Fast zwei Drittel der Teilnehmer*innen erwarten sich eine gut strukturierte Stellenausschreibung. Die klassischen Abschnitte zu „Wir bieten“ und „Wir wünschen uns“ und die Nennung eine*r Ansprechpartner*in“ sind ihnen wichtig. Eine Bewerbung sollte für mehr als die Hälfte der Bewerber*innen ein Vorstellungsgespräch per Videocall einschließen. Fast die Hälfte der Teilnehmer*innen (45 Prozent) legt Wert auf eine schnelle Rückmeldung gerade bei Initiativbewerbungen. Das zeigt zwar einerseits den Wunsch der Bewerber*innen, ins Ausland zu gehen, erzeugt andererseits aber auch Druck bei den Kitas, sofort reagieren zu müssen, obwohl nicht einmal eine Stelle ausgeschrieben wurde. Jede*r fünfte*r Bewerber*in zieht ein telefonisches Vorstellungsgespräch in Betracht.
Wie sollte die Verpflegung in Deiner Wunschauslandskita sein?
Gefragt nach den kulinarischen Erwartungen sagt die Mehrheit von zwei Dritteln (66 Prozent), dass ihnen gleich ist, was auf dem Kitateller landet. Das restliche Drittel hat unterschiedliche Ansprüche: 18 Prozent erhoffen sich wenigstens eine teilweise Bioverköstigung. Jeweils 7 Prozent möchten mindestens vegetarische Gerichte (jeweils Bio oder nicht Bio). Die effektive Verpflegung sieht in deutschen Auslandskindergärten unterschiedlich aus.
Welches wäre Dein Wunschzielland?
Hier standen alle bisher im VDKA erfassten Länder zur Auswahl. Mehrfachnennungen waren möglich.
Was ist Dir bei einer Stellenausschreibung am wichtigsten?
Bei dieser Frage ging es nicht um die Bewerbung als Gesamtprozess, sondern um den Inhalt und die Form der Stellenausschreibung. Das Wichtigste ist für 85 Prozent der Teilnehmer*innen eine klare und eindeutige Struktur. Transparenz beim Thema Geld spielt für 79 Prozent eine wichtige Rolle. Die Unterstützung beim „Ankommen“ ist wichtig, und wird laut einer Umfrage unter den deutschen Kindergärten im Ausland auch geleistet. Dass diese Unterstützung in der Stellenausschreibung erwähnt wird, möchten knapp drei Viertel der Befragten (74 Prozent). Konkrete Termine wie Bewerbungsfrist, Vorstellungsrunden, Zu- bzw. Absagezeiträume oder der Starttermin sind für 61 Prozent der Umfrageteilnehmer*innen von Bedeutung. Der pädagogische Ansatz gehört für die Hälfte der Befragten ebenfalls in die Stellenausschreibung. Angaben über Urlaub oder Urlaubszeiten bzw. Schließzeiten sind für jede*n zweite*n Befragte*n zu erwähnen. Den gewünschten Ausbildungsabschluss innerhalb der Jobbeschreibung setzt fast die Hälfte (46 Prozent) voraus. Die Erwähnung von Benefits ist einem Drittel der Bewerber*innen wichtig. Infos zu den möglichen Fortbildungen möchten 29 Prozent der Teilnehmer*innen im Stellentext lesen. Eine auf Deutsch verfasste Stellenanzeige setzt jeder*m 5. Bewerber*in (20 Prozent) voraus. Die kleinsten Werte sagen hier trotzdem viel aus: Auf Siezen in der Stellenbeschreibung legen nur 3 Prozent der Bewerber*innen Wert. Das passt zu den Antworten, dass nur 1 Prozent der deutschen Auslandskindergärten ausschließlich im Arbeitsalltag der Kitas siezen. Wichtig ist auch wieder die Struktur: Einen reinen Fließtext möchten lediglich 2 Prozent der Umfrageteilnehmer*innen.
Welche Vertragslaufzeit ziehst Du vor?
Die Mehrzahl der deutschen Auslandskitas bietet unbefristete Verträge an. Das passt auch zu den Ergebnissen dieser Umfrage: Bei den Bewerber*innen gibt es nur eine leichte Mehrheit (40 Prozent), die nach einem unbefristeten Vertrag sucht. Einem guten Drittel (36 Prozent) ist die Vertragslaufzeit egal. Interessanterweise möchte ein Viertel der Teilnehmer*innen (24 Prozent) nur einen befristeten Vertrag.
Welches Gehalt erhoffst Du Dir?
Die meisten Bewerber*innen (72 Prozent) hoffen in deutschen Auslandskitas auf ein Gehalt, das mit dem deutschen Tariflohn vergleichbar ist. Die Erzieher*innengehälter sind laut einer Umfrage unter deutschen Auslandskindergärten jedoch verständlicherweise von Land zu Land unterschiedlich. Immerhin für ein gutes Viertel (28 Prozent) ist das Gehalt nicht ausschlaggebend.
1 Online-Umfrage des VDKA im Zeitraum 12/2020-01/2021 mit Auszubildenden und VDKA-Newsletterabonnent*innen.